Newsletter Nr 38 vom 29. Februar 2008

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Liebe Freunde der Rebe

„Die meisten industriellen Lebensmittel zerstören alles, was Essen interessant macht“. Dies sagt Bill Buford, Journalist des New Yorker, in seinem neuesten Buches „Hitze“ (Hanser Verlag, 2008). Mit seiner Behauptung starten wir die Serie „Beseelter Wein“ in unserem Newsletter. Unter dieser Rubrik legen wir dar, weshalb die Weine von Cultivino nicht als speziell, sondern als normal gelten sollten. Als Erstes berichten wir über ein Sauerteigrot, das es seit dem Tod des grossartigen Bäckers Arnold Kunz in dieser Form nie mehr geben wird und weshalb dieser Verlust sehr viel mehr wiegt als das Fehlen eines ausgezeichneten Brotes auf dem Morgentisch. Ausserdem berichten wir über die Veranstaltungsreihe Donne e Vini, die uns zum Anlass gereicht, unsere gossartigen Winzerinnen einzuladen und das Winzerin-Sein besonders unter die Lupe zu nehmen. Elena Pantaleoni von La Stoppa und Arianna Occipinti machen den Anfang und stellen ihre Weine unter anderem in unserer Weingalerie vor. Bereits zum dritten Mal dürfen wir zudem die sympathische Frühlingsmesse Vinspiration in Thun vom 5.-7. März im Hotel Beau Rivage ankündigen.

Wir freuen und auf Ihren Besuch in der Weingalerie oder an einer unserer Veranstaltungen.

Ihr Cultivino-Team

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Beseelter Wein: Das Sauerteigbort aus dem Simmental
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Die Bachstube von Arnold Kunz werden die meisten auf der Fahrt durchs Simmental passiert haben, seinen gemütlichen Laden haben wohl die wenigsten betreten. Neben wenigen Erzeugnissen aus dem Holzbackofen bot der Bäcker ein kleines Standardsortiment an Lebensmitteln feil. Zu viel Kundschaft konnte der wortkarge Bäcker ohnehin nicht gebrauchen; sein Brot war meist noch vor dem Mittag ausverkauft und gegen eine Vergrösserung der Produktion hat er sich stets gestemmt, wohl wissend, dass Veränderungen in der Produktion die Qualität seiner Produkte beeinflusst hätten. Für die lokalen Kunden bedeuteten das Sauerteigbrot, das Dunkle und die ‚Weggli’ hochgeschätzte Grundnahrungsmittel und für die Leute im Dorf hatte Arnold Kunz auch gebacken. Ganz unentdeckt von den Auswärtigen blieben seine Backwaren indes nicht. Das Sauerteigbrot schaffte es durch eine begeisterte Kundin bis nach New York, womit sich der Kreis zu Bill Buford schliesst. Dieses Sauerteigbrot eignete sich nämlich bestens, um einen Feinschmecker in New York auch nach einer mehrtägigen Reise noch in höchstem Masse zu beglücken. Das Brot zeigte seine geschmackliche Ausgewogenheit erst nach dem dritten Tag und büsste auch nach einer Woche nichts von seiner Qualität ein. Sogar nach 14 Tagen vermochte es den anspruchsvollen Gaumen noch zu befriedigen. Im Rückblick erscheint nur schon die Haltbarkeit reichlich abenteuerlich, um so mehr, wenn man sich all die mit Treibmitteln traktierten Luftpolster mit Kruste vor Augen führt, die heute als Brote über die Theken gehen. Das Rezept von Kunz war einfach, die Umsetzung ungleich anspruchsvoller: Tradition und Wissen gepaart mit Bescheidenheit und Beschränkung, gute Grundprodukte, Hingabe und Passion und schliesslich die Aufmerksamkeit der Kunden. Im Unterschied zum Brot gilt Wein nicht als Grundnahrungsmittel und es finden sich immer mehr begeisterte Kunden, die echte und beseelte Produkte erkennen und die Möglichkeit haben, diese zu erstehen. Im Zusammenhang mit unseren natürlichen Weinen reden wir oft von Lebendigkeit und Bekömmlichkeit. Bei solchen Weinen bringt die herkömmliche Degustation reichlich wenig. Sie werden gegenüber den aufgemotzten, aromatisierten und konzentrierten Weinen meist das Nachsehen haben. Ein lebendiger Wein braucht wie das Brot von Arnold Kunz Zeit bis zur optimalen Genussreife. Aufschluss über die Bekömmlichkeit erhält man oft erst, wenn die Flasche bereits leer ist. Wie so oft fand sich aus mangelnden wirtschaftlichen Perspektiven niemand, der bereit war, die Bachstube von Arnold Kunz weiterzuführen; aber auch, wenn sich heute jemand finden liesse, ist mit dem Tod des Bäckers wertvolles Wissen und Kulturgut verloren gegangen. „Essen und Trinken ist mindestens so Ausdruck eines bestimmten Orts wie einer bestimmten Kultur und letztlich Zugang zur Welt“. Mit Bill Buford beschliessen wir das Kapitel über den Bäcker Arnold Kunz und verweisen einmal mehr auf Kulturland: Hier werden noch gelegentlich Sauerteigbrote nach der Rezeptur von Kunz gebacken und zum Verkauf angeboten. www.kulturland.ch

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Donne e Vini 7./8. März 2008
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Der Frauenanteil unter den WinzerInnen bei Cultivino ist hoch. Haben Frauen einen anderen Bezug zum Wein als ihre männlichen Berufskollegen? Lassen sich stilistische Gemeinsamkeiten bei Weinen von Frauen erkennen? Lassen sich Winzerinnen eher von der Natur als vom Markt leiten? Sind diese Fragen womöglich gar nicht relevant? Donne e Vini sucht nach Antworten, und vor allem bietet sich die Gelegenheit, beeindruckende Winzerinnen und ihre Weine kennen zu lernen.

Elena Pantaleoni – La Stoppa (Emilia) & Arianna Occhipinti (Sicilia)

Freitag, 7. März 2008

17.30-19.00 Uhr TaBerna Vinaria, Hodlerstrasse 16, 3011 Bern.

Monika Flach und die beiden Winzerinnen empfangen ausschliesslich Frauen zur Degustation und zu anregenden Gesprächen.

Degustation mit ital. Häppchen CHF 25.00.

Anmeldung unter: 031 311 36 45.

20.00 Uhr Restaurant & Vinothek Büner,

Kasernenstrasse 31, 3013 Bern.

Tavolata Donne e Vini.

Menu inkl. Wein CHF 85.00.

Anmeldung unter: 031 333 15 15.

Samstag, 8. März 2008

11.00-14.00 Uhr Weingalerie Cultivino

Die beiden Winzerinnen stellen ihre aktuellen Weine vor und freuen sich mit den Männern von Cultivino auch über jeden männlichen Besucher.

Eintritt frei.

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Degustation am Samstag, 8. März 2008, 11.00-14.00 Uhr
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Samstag, 8. März 2008

11.00-14.00 Uhr Weingalerie Cultivino

Elena Pantaleoni und Arianna Occhipinti stellen ihre aktuellen Weine vor.

Eintritt frei.

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Wein des Monats mit 10 % Rabatt
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Macchiona Emilia IGT 2003, 75cl La Stoppa CHF 29.70

Noten von Unterholz und Leder mischen sich in den Duft des Macchiona, seine Struktur ist gewaltig. Für Elena widerspiegelt dieser höchst lebendige Wein die Typizität ihres Terroirs; für offene Geister ist er eine Offenbarung. 20 Monate dauert der Reifeprozess des Macchiona in grossen Fässern aus slowenischer Eiche.

Macchiona von La Stoppa im Cultivino